Du fühlst dich unruhig und gestresst. Ruhig sitzen fällt dir schwer. Dein Bauch bewegt sich beim Atmen kaum mehr auf und ab, sondern fast nur noch deine Brust. Du denkst, ist es Zeit etwas dagegen zu tun, vielleicht Meditation lernen oder Yoga üben, sich irgendwie tief entspannen. Wenn all dies auf dich zutrifft, ist es das Beste du kombinierst Yoga und Meditation. Denn um gut meditieren zu können, musst du erst einmal ruhig und entspannt dasitzen und aus dem Bauch heraus atmen können. Und dafür ist Yoga das beste Mittel. Yogaübungen bereiten den Körper fürs Meditieren vor.
Bauchatmer oder Brustatmer
Kleinkinder und Babys haben noch eine tiefe Bauchatmung, das heißt, ihr Bauch wölbt sich beim Einatmen weit nach außen. Später kommt die Angst, Anspannung, Leistungsdruck, Nervosität, Stress. Dadurch zieht sich die Muskulatur zusammen. Hält die Angst und der Stress genügend lange an, verspannt sich die Atemmuskulatur, die Rückenmuskulatur und das Zwerchfell dauerhaft. In Folge wird unsere Bauchatmung flach und wir werden zu unruhigen, verspannten Brustatmern
Willst du testen, ob du ein verspannter Brustatmer oder ein entspannter Bauchatmer bist? Dann lege eine Hand flach auf den Bauch und eine oben auf die Brust und mache bewusst ein paar Atemzüge wie immer. Bewegt sich die obere Hand auf dem Brustkorb stärker als die untere auf dem Bauch? Dann bist du ein Brustatmer.
Yoga gegen Verspannungen
Yoga ist die beste Methode, um Verspannungen in der Muskulatur zu lösen und eine gesunde Bauchatmung wieder herzustellen. In seinem Buch Heilen mit der Kraft der Natur belegt Professsor Dr. Andreas Michalsen, Chefarzt am Zentrum für Naturheilkunde des Berliner Immanuel-Krankenhauses, diese Tatsache mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien und schreibt in dem Kapitel Yoga – oft wirkungsvoller als Sport und Physiotherapie: „Durch Yoga können Brustkorb und Atmung wieder freier und ein angenehmes Körpergefühl hergestellt werden.“ 1 Denn beim Yoga beinflussen die Übungen (Asanas) gleichzeitig die Muskelspannung und die Atmung positiv. Die zusammengezogene, verspannte Muskulatur und Atemmuskulatur wird leicht überdehnt. Mikrorisse entstehen, die dazu führen, dass die Muskulatur und die sie umgebenden Faszien sich wieder weiten, besser durchblutet und Reparaturprozesse angeregt werden.
Der spirituelle Meister Sri Chinmoy erklärt: „Hatha-Yoga-Asanas sind für den Körper weitaus besser als die kraftvollen Übungen, die wir im Westen praktizieren. Asanas werden deinen Körper beruhigen, wenn du sie nicht übertreibst. Wenn man Asanas zu dynamisch ausführt, können sie aggressive Gefühle hervorrufen. Wenn du sie jedoch richtig ausübst, erhältst du eine freundliche, milde und weiche Schwingung.“ 2 Zudem sagt er über Yogaübungen: „Im Gegensatz zu den meisten westlichen Übungen stärken sie die Nerven und beruhigen den Verstand.“ 3 Diese Tatsachen haben sich wohl auch in der Bundesrepublik herumgesprochen. Laut einer aktuellen Befragung des Bundesverbands der Yogalehrenden in Deutschland praktizieren derzeit 3,4 Millionen Deutsche Yoga.
Warum Yoga und Meditation?
Wenn du jedoch einen Schritt weiter gehen willst und du nicht nur vorübergehende Entspannung suchst, sondern mehr und bleibenden inneren Frieden während all deiner Aktivitäten, ist Yoga nur der erste Schritt. „Asanas helfen dem Körper sich zu entspannen. Sie sind ein sehr gutes Mittel, um den Körper beweglich und in guter Verfassung zu halten. Aber du wirst enttäuscht werden, wenn du Frieden im Verstand durch die Entspannung des Körpers erwartest. Die Entspannung, die du durch die Asanas erhältst, ist kein wahrer Frieden. Wenn du unendlichen Frieden, ewigen Frieden oder eine Änderung deines inneren Bewusstseins erhalten willst, können dir Asanas nicht wesentlich helfen“, erläutert Sri Chinmoy. „Nur Konzentration, Meditation und Kontemplation bringen uns wirklichen Frieden.“ 4 Wenn du also weitgehend frei von Angst und Sorgen leben willst, und gleichzeitig deine Verspannungen lösen willst, ist eine Kombination aus Yoga und Meditation die Antwort.
Wenn du jedoch nicht sehr verspannt bist, kannst du sofort mit Meditation beginnen. Mit den Worten „Doch wenn wir nicht ständig ein Opfer der Rastlosigkeit sind, benötigen wir Hatha-Yoga nicht, auch wenn wir ganz am Anfang stehen. Bei der Meditation treten wir automatisch in einen stillen und ruhigen Zustand ein“ 5, erklärt Sri Chinmoy warum.
Meditation für bleibenden inneren Frieden
Meditation und die Vorübung Konzentration lassen sich wie Yogaübungen am einfachsten und besten von erfahrenen Lehrern erlernen. Die Sri Chinmoy Zentren bieten im deutschsprachigen Raum die Möglichkeit abends oder an Wochenenden Meditation zu erlernen – kostenlos gemäß echter Yogatradition.
Wie Yoga und Meditation am besten kombinieren?
„Es ist besser, die Hatha-Yoga-Übungen vor der Meditation zu machen. Ruhe dich bitte nach den Hatha-Yoga-Übungen für etwa fünfzehn Minuten aus, indem du dich hinlegst, und meditiere danach. Falls du Hatha-Yoga-Übungen machst, führe bitte nicht mehr als fünf oder sechs Übungen am Tag aus. Diejenigen, die täglich meditieren, sollten nicht länger als ungefähr eine halbe Stunde für Hatha-Yoga verwenden. Du kannst jeden Tag einige Grundübungen und zusätzlich einige andere machen, doch du solltest nicht mehr als eine halbe Stunde damit verbringen. Wenn Du eineinhalb Stunden Hatha-Yoga machst und danach meditieren willst, wird es äußerst schwer für dich sein, in die Meditation einzutreten“ 6, ist in dem Buch The body: humanity’s fortress von Sri Chinmoy zu lesen. Die deutsche Ausgabe des Buches heißt: Der Körper – die Festung der Menschheit.
Wenn wir uns morgens vor der Meditation schläfrig fühlen, können wir auch nur einige Minuten Yogaübungen machen und dann sofort meditieren, damit wir wacher werden und gut meditieren können.
Begriffsklärung: Yoga – Hatha-Yoga
Yoga bedeutet übrigens im eigentlichen Sinne Vereinigung mit Gott und Hatha-Yoga-Übungen sind nur ein Teil des Yogaweges, der zur Erleuchtung oder Gottverwirklichung führt. Hatha-Yoga-Übungen sind Übungen, die die aktive Energie im Menschen, die mit der Sonne (ha in der Sprache Sanskrit) in Verbindung steht, mit der beruhigenden Energie, die mit dem Mond (tha in Sanskrit) steht, in Harmonie bringt. Bei einem nervösen, hektischen Menschen ist zuviel aktive Energie im Umlauf und bei einem faulen, lethargischen ist zuviel ruhige Energie im Umlauf. Wenn man sich innerlich ruhig und gleichzeitig dynamisch fühlt, sind die aktive Energie und die Ruheenergie im Körper in harmonischem Maß im Umlauf.
Einzelnachweise
1 Heilen mit der Kraft der Natur, Prof. Dr. Andreas Michalsen, 2017, Insel Verlag Berlin
2, 4, 5, 6 The body: humanity’s fortress, Sri Chinmoy, 1974, Agni Press
3 Earth’s cry meets Heaven’s smile, part 1, Sri Chinmoy, 1974, Agni Press